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Panama City bis Cartagena

Die nächsten Tage vergingen schnell. Viele Frauen auf dem Campingplatz machten morgens gemeinsam eine Stunde Yoga, danach widmeten sich alle dem Putzen, Desinfiszieren und Entschimmeln der Fahrzeuge. Wir hatten sehr lange keine Probleme mit Schimmel gehabt, doch Costa Rica und Panama war die Luft in der Regenzeit so feucht, dass nichts, was einmal nass war, trocknen konnte. Da half auch die Sonne kaum. Daher hatten wir kleine Schimmelflecken an verschiedenen Orten im Biest, was wir mit tonnenweise Fungizid und Desinfektionsmittel (und Schweiss und Tränen) bekämpften. Die letzte Nacht vor dem Verladen der Fahrzeuge schliefen wir auf dem Boden des überdachten Bereiches des Campings, weil wir den Zeltstoff nicht nass einpacken wollten. Wir schliefen so schlecht, dass wir froh waren, um vier Uhr aufzustehen und uns – natürlich bei strömendem Regen – auf den Weg zu machen.

Im Konvoi ging’s nach Colon, wo auf einem matschigen Kiesplatz drei Container und ein Abschleppwagen auf uns warteten. Alle waren sehr aufgeregt. Würde alles klappen? Hatte sich auch niemand vermessen? Die kleinen Autos (es ist für Europäer irgendwie halt schon falsch, dass unser Biest hier dazuzählt) wurden zuerst eingeladen. Rückwärts auf die den Abschleppwagen, dann vorwärts in den Container. Der Fahrer musste dann noch die Batterien trennen bevor das Fahrzeug dann festgemacht wurde. Eigentlich simpel, aber aus irgendeinem Grund wollten sie unseren Container noch ein wenig umstellen, als das Biest schon drin, aber noch nicht festgezurrt war. Dabei wäre der Container fast umgekippt. Zum Glück ging aber alles gut.

Die grösseren Fahrzeuge einzuladen war schwieriger. Zum Teil musste der Reifendruck abgelassen werden, manchmal mussten einige Leute hinten auf die Stossstange stehen, damit alles durch die etwas tiefere Containertür passte. Aber am Ende klappte alles und wir konnten zur Beruhigung ein Eis essen.
Mit erschreckend viel Gepäck für die nächsten zwei bis drei Wochen fuhren wir in ein Hotel, wo wir eine Handwäsche im kleinen Lavabo machten (am Ende mussten wir alles mit dem Haarföhn trocknen). Im gekühlten Hotelzimmer schauten wir den aktuellen Fussballmatch der Europameisterschaft, gingen in der Umgebung einkaufen und schliefen nochmals so richtig gut.

Wir nutzen den einen Tag, den wir noch in Panama City hatten, um einen Ausflug an die Miraflores Schleusen des Panamakanals zu machen. Ich war anfangs eher mässig begeistert und dachte, dass mich dieser Ausflug sehr langweilen würde. Jedoch hatte ich unterschätzt, wie spannend die Amerikaner ihr Projekt in Panama bewerben. Zunächst schaute man einen 40-minütigen, von Morgan Freeman  IMAX-Film (jap, da hatte es eine IMAX-Leinwand) über die Geschichte des Kanals, von den Zeiten der spanischen Eroberer bis zum Ausbau im Jahre 2016. Es wäre mir nicht in den Sinn gekommen, dass der ganze Gatunsee künstlich angelegt wurde und alle Schleusen des Panamakanals ohne Wasserpumpen funktionieren. Und dass die Durchfahrt durch die über 100jährigen Schleusen bis zu einer halben Million Dollar und die durch die neuen, grösseren Schleusen sogar 1.2 Millionen Dollar kostet, überraschte uns ebenfalls (ja, klar, wenn man es sich logisch überlegt, macht es zwar Sinn, aber trotzdem!). Zum Schluss konnten wir noch zwei fast 300 Meter langen Frachtschiffen zusehen, wie sie die Schleusen passierten.

Unser nächstes Abenteuer war die Segelfahrt von Panama nach Kolumbien. Hierfür wurden wir sehr früh morgens beim Hotel abgeholt – in einem viel zu kleinen Wagen, sodass das Gepäck aufs Dach geschnallt werden musste und natürlich durch den Regen durchnässt wurde. Die Fahrt ging von Panama City aus innert knapp vier Stunden an die Karibikküste, wo wir dann mit einem Speedboat zum Katamaran Ti-Vaou gebracht wurden. Während der Kapitän für alle 14 Gäste die Ausreisefomalitäten erledigte, konnten wir auf der ersten von drei auf dem Plan stehenden San Blas Inseln schnorcheln, die weissen Strände mit den Plamen bestaunen und unsere sympathischen Mitreisenden kennenlernen.

Die ersten drei Tagen der Reise waren schlicht paradiesisch – ruhige See, klares, türkises Wasser, magische Riffe, gutes Essen, viel Gelächter. Wir bekamen Besuch von Adlerrochen, gigantischen Barracudas und grossen Schwärmen von kleinen Fischen. Wir assen einen der besagten grossen Barracudas, viel frisches Obst und trauerten trotzdem dem entkommenen Hummer nach. Wir spazierten auf den kleinen Inseln herum, kühlten uns stundenlang im Wasser ab und liessen uns auf den Trampolinen des Katamarans trocknen. Hätte uns jemand vor zehn Jahren gesagt, dass wir so etwas einmal erleben können, hätten wir laut gelacht. Nachts hatte es sogar stark leuchtendes Plankton!

Die 38 Stunden dauernde Überfahrt von den San Blas Inseln nach Cartagena war weniger angenehm. Hier war die See rauh, sodass alle Gäste regelmässig Medikamente gegen Seekrankheit nahmen, viel dösten und warteten, bis es vorbei war. Nachts tönte es, als würde das Schiff bald enzweibrechen (was natürlich völlig unrealistisch war, aber die Kabinen waren so gelegen, dass man jeden Klatscher des Wassers überlaut wahrnahm). Nicht einmal die kleinen Delfine, welche uns zwischendurch besuchten, konnten das Elend erleichtern. Alle waren froh, als wir fast zehn Stunden früher als geplant in Cartagena ankamen.

Unser Airbnb für die nächste Woche war in einem Hochhaus etwas ausserhalb des Stadtzentrums gelegen. Wir teilten es uns mit Anni und Bene und genossen die gemeinsame Zeit. Wir erkundeten die Altstadt, genossen das Internet und die Klimaanlage und merkten, dass nicht nur EM, sondern auch Copa America war – und Kolumbien sich gleich an unserem Ankunftstag ins Final spielte!

Panama City bis... Panama City!

Eigentlich wollten wir ja nur einige wenige Tage in Panama City bleiben, doch die ganzen Arbeiten an den Batterien dauerte länger als erwartet. Dass es immer wieder stark regnete und wir daher die Arbeit unterbrechen und alles in Sicherheit bringen mussten, half natürlich nicht. Die Woche in der Stadt lohne sich aber, da wir einige Upgrades umsetzen konnten. Da Bargeld abheben in Panama besonders für Ausländer eher schwierig ist (man kann an den meisten Automaten maximal 250 Dollar rauslassen und die Gebühren dafür betragen fast sieben Dollar), wollten wir es mit Western Union an uns selber schicken. Nach mehrerene Stunden der Registrierung, Verifizierung, Telefonaten und gefühlt hunderten von Versuchen, zwei davon mit meinem Vater, gaben wir auf. Vielleicht als Trost konnten wir Himmelwerke nochmals treffen, kurz vor ihrer Abreise zurück nach Europa. Der Abend war – wie immer mit den beiden – grossartig, aber auch ein wenig traurig, da wir sie nun mindestens ein Jahr nicht mehr sehen werden... Und natürlich haben alle vergessen, ein Foto zu machen. Egal, so haben wir eine Ausrede, sie in Deutschland besuchen zu gehen! Mit besser befestigten Overhead-Taschen, einem neuen Flaschenöffner, frisch rotierten Reifen und natürlich den neuen 200Ah-Lithium-Batterien machten wir uns auf, Panama besser kennen zu lernen.

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An einem sehr hübschen Wildcamp im Nationalpark bei Santa Fe trafen wir Anni und Bene wieder, lachten über den täglichen, sintflutartigen Regen, trösteten uns gegenseitig über den unvermeidbaren Schimmel, der sich bei dieser Luftfeuchtigkeit bildet, und erkundeten mit ihnen die in der Gegend gelegenen Wasserfälle – einfach grossartig!

Zu zweit mit offroadfähigen Fahrzeugen wollten wir zu den Cascadas El Chorrolito fahren. Wir hatten gelesen, dass es zwar abenteuerlich, aber machbar sein solle. Nach zwei Wasserdurchfahrten und einigen Rutschpartien mussten wir uns eingestehen, dass die Bedingungen in der Trockenzeit nicht den den der Regenzeit zu vergleichen sind, und drehten um.

Auf dem Weg zur nächsten geplanten Wanderung fanden wir einige wild wachsende Mangobäume. Wir wären ja doof gewesen, hättten wir nicht einige (Säcke) mitgenommen, oder?
An einem unmarkierten Parkplatz in der wunderbaren Landschaft um La Yeguada schlugen wir unser Lager auf und konnten kurz darauf im starken Regen duschen, Haare waschen und später sogar das Geschirr abwaschen! Da diese Wanderung sehr steil und voraussichtlich rutschig sein würde, beschloss ich, bei den Autos zu bleiben und zu backen. Marc, Anni und Bene waren dabei, sich vorzubereiten und ich hatte den Teig bereits angerührt, als ein älterer Mann vorbeikam und uns, natürlich auf Spanisch, ganz viel erzählte. Da er aber enorm nuschelte, bei Rückfragen nicht darauf einging und auch keine Aussage wiederholte, verstanden wir sehr wenig. Er erwähnte aber immer wieder die Lokalbevölkerung, dass sie – und dies ist Interpretation unsererseits – keine Freude hatten, dass wir hier stehen, und dass wir den Señor, der etwas weiter die Strasse runter lebte, irgendwas fragen sollten. Da uns diese Situation verunsicherte und wir uns nicht mehr sicher fühlten, packten wir und fuhren zu diesem Señor. Damit ich nicht alleine bei ihm im Garten warten musste, fuhren Marc und ich weiter, während Anni und Bene die Wanderung alleine machten.

In El Valle de Anton fanden wir einen ganz tollen Campinplatz. Nat Green wurde von Mario betrieben, der Professor für Ornithologie war, uns eigens angebauten Kaffee und auf seinem Grundstück gewachsene Früchte vorbeibrachte und uns Holz zum Grillieren schenkte. Im Fluss gleich neben unseren Palapas befanden sich viele Schildkröten und laute, bunte, freche Vögel waren überall. Zwischendurch wurden wir von Possums, Fledermäusen und Fröschen besucht. Dank Anni und Benes Starlink konnten wir hier den EM-Match Deutschland gegen die Schweiz schauen. Wir waren dankbar, dass es unentschieden ausging. So war unsere Freundschaft nicht gefährdet...

Von El Valle aus gibt es sehr viele Wanderungen. Wir kletterten auf La India Dormida. Die schlafende Indianerin bestiegen zu haben, tönt irgendwie falsch. Aber die steile Wanderung lohnte sich. Die Aussicht über den Vulkankrater, in dem El Valle liegt, war wunderbar.

Während die arme Anni arbeiten musste, kletterten Bene und Marc auf Cerro Iguana. Dabei wurden sie von einem Gewitter überrascht und wurden bis auf die Knochen durchnässt. Aber wer die beiden kennt, weiss, dass sie den Ausflug trotzdem genossen und stolz sind, im strömenden Regen und mit erschreckend nahen Blitzen auf dem Gipfel ein Bier getrunken zu haben. Unterdessen verbrachte ich einige Stunden im kleinen Schmetterlingszentrum des Dorfes und bestaunte die bunten, fliegenden Leintücher, die in Zentralamerika erfreulich häufig anzutreffen sind.

Bevor wir El Valle verliessen, spazierten wir noch auf La Silla. Auch hier war die Aussicht grossartig. Viele Drohnenaufnahmen konnten wir leider nicht machen, weil vier Falken die beiden Gipfel von La Silla ihr Zuhause nannten und keine Freude am fremden E-Spatz hatten.

Dann war es leider schon wieder Zeit, nach Panama City zurückzukehren, da die berüchtigte Polizeiinspektion anstand. Auf dem Campingplatz von Overland Embassy trafen wir viele bisher unbekannte Reisende und verbrachten einen spannenden Abend, an welchem wir unsere Erfahrungen austauschten und sogar Tipps für Südamerika von einem Paar erhielten, welches die Panamericana von Süd nach Nord fuhr.
Da der Verladungstermin der Autos in den Container möglicherweise etwas verschoben wurde, verschoben wir auch die Polizeiinspektion einen Tag und nutzten die zusätzliche Zeit, um die Autos gründlich zu putzen (kann ja nicht schaden, wenn die Polizei am nächsten Tag entscheidet, ob man das Fahzeug verschiffen darf), Wäsche zu waschen und das Kästchen mit den Esswaren sehr gründlich zu reinigen.

Zu unserer Enttäuschung versagte die Winde beim Einziehen des frisch gewaschenen Seils erneut. Da dies ja schon häufig passiert war, erkannten wir die Anzeichen – die Kontakte waren wieder verrostet. Vor der Abreise hatten wir die Winde in Reparatur gebracht und uns wurde versichert, dass sie bei korrekter Anwendung nun funktioniere. Seither hatten wir uns penibel an die Anweisungen des Herstellers gehalten und dem Hauptschalter trotzdem schon wieder dreimal ausgebaut und entrostet. Da die Winde so im Notfall nicht zuverlässig war, machten wir uns auf die Suche nach einem Ersatz.
Die Polizeiinspektion verlief recht harmlos. Wir verbrachten viel Zeit mit warten, konnten aber die längste Wartezeit von vier Stunden in einem nahegelegenen Einkaufszentrum verbringen. Als wir den Zettel der Behörden dann hatten, feierten wir den Erfolg mit einem Eis. So ein Kühler/Gefrierer ist schon super!

Den nächsten Tag verbrachte Biest im Spa... Beziehungsweise wir ersetzten die (schon wieder) kaputte Winde, liessen Getriebe- und Achsöl wechseln (können wir zwar selber, ist aber schneller und sehr günstig in einer Werkstatt), und den Auspuff wieder so fixieren, dass er nicht ohrenbetäubend rattelte.

Puerto Jimenez bis Panama City

Beschenkt mit frisch geernteten Yuca, Kochbananen, Mangos und guter Laune fuhren wir die Offroad-Strecke nach Drake Bay. Wir hatten uns schon sehr darauf gefreut, da wir gehört hatten, dass die Strecke wirklich anspruchsvoll und mit normalen Fahrzeugen nicht zu machen sei. Naja, wir fanden’s enttäuschend einfach. Allerdings konnten wir nicht wie geplant nach Playa San Josecito fahren – die Flussdurchfahrt war mit über 1.60 Metern Tiefe sogar für uns zu krass. Daher verbrachten wir eine gemütliche Nacht auf der anderen Seite des Dorfes an einem ruhigen Strand.

Am vorläufig letzten Abend mit Anni und Bene in Drake Bay erlebten wir wieder einmal anschaulich, was Regenzeit in Costa Rica bedeutet – bevor wir überhaupt die Autos parkiert hatten, waren wir auf die Knochen durchnässt. Wir hätten locker duschen und uns die Haare waschen können, so stark war der Regen. Dennoch war der Abend mit Gesellschaftsspielen sehr gemütlich.

Nachdem wir uns von Anni und Bene verabschiedet hatten, trafen wir am Strand Evaristo, unseren Guide für die nächsten Tage, welche wir im Corcovado Nationalpark verbringen durften. Mit dem Boot wurden wir nach Sirena Station gebracht – wobei wir es fast nicht bis dorthin schafften – in den hohen Brandungswellen kurz vor dem Ziel versagte der Propeller des Bootes und wir kamen nur mit Ach und Krach am felsigen Strand an. Schon auf dem Weg vom Boot zur Ranger Station sahen wir unseren ersten Tapir! Pro Tag machten wir zwei Wanderungen, wobei uns die Biodiversität von Costa Rica wieder überwältigte. Wir sahen Tapire...

... wurden von Schlangen, Krokodilen und Ameisenbären überrascht...

... sahen alle vier Affenarten, welche es in Costa Rica gibt...

... wurden von einer Horde Nasenbären überrascht und fanden verschiedene Fledermäuse, die einen sogar mit Jungen...

... und bestaunten einfach alles, was uns so über den Weg lief!

Als letzte Amtshandlung versuchten wir Marcs Laptop in Ciudad Neily flicken zu lassen – doch leider fanden wir keinen, der Appleprodukte reparieren könnte. Daher fuhren wir rasch zur Grenze zu Panama, wo es ein zollfreies Gebiet gibt – und natürlich schlugen wir zu!

Um unsere während des Ausflugs zum Corcovado wieder einmal in Mitleidenschaft gezogenen Batterien möglichst bald ersetzen zu können, fuhren wir möglichst rasch nach Panama-Stadt. Wie so oft beim Reisen dauerte alles ein wenig länger: Um eine Simkarte für Panama zu kaufen, brauchten wir drei Stunden. Um passende Kabel, Kabelschuhe und ähnliches Material zu kaufen, brauchten wir vier Stunden. Um eine Platte Sperrholz zu kaufen, brauchten wir drei Stunden. Zu unserer Freude trafen wir auf dem Campingplatz ein holländisches Pärchen, welches vor uns verschifft und uns viele Tipps zum ganzen Prozess geben konnte. Ausserdem konnte ich, während Marc die Batterien verbaute, im Biest wieder einmal aufräumen, putzen und ausmisten.

Einen Dämpfer verpasste uns der Macstore, bei welchem wir Marcs Laptop zur Reparatur abgaben – Nicht einmal die Herstellerfirma konnte herausfinden, warum das Macbook nicht mehr startete. Auf gut Glück einfach einzelne Teile zu ersetzen – wohlbemerkt ohne Sicherheit, dass dies das Problem beheben würde – hätte uns fast 900 Dollar gekostet. Dieses Risiko wollten wir nicht eingehen, daher mussten wir ein neues Gerät bestellen. Falls jemand nicht weiss, wohin mit seinem Geld... Wir hätten einen Paypal Account...

Manzanillo bis Puerto Jimenez

Gleich vorweg – unglücklicherweise reagiert Marcs Laptop seit einigen Tagen nicht mehr (natürlich haben wir ihn auch geladen; Aktuell ist er in Reis eingelegt, falls die hohe Luftfeuchtigkeit Grund für das Problem sein sollte). Daher sind die guten Bilder leider aktuell noch auf der Kamera gefangen und können noch nicht in den Blog eingefügt werden.

Es gilt nochmals zu betonen, wie sehr wir die Woche im Airbnb mit Marcs Eltern genossen. Grosse und kleine Tiere beobachten und fotografieren, Gesellschaftsspiele spielen, lecker kochen und backen – wobei einmal ein Waschbär in die Küche eindrang und den ganzen Butterzopf samt Alufolie klaute!
Am Abreisetag in Manzanillo überraschte uns unsere Kühlbox auf unangenehme Weise, indem sich darin Maden verbreitet hatten – nein, davon haben wir keine Fotos gemacht! Dafür putzten wir sie ausgiebig für etwa drei Stunden und desinfiszierten alles nochmals gründlich...
Weil der Abschied von Patricia und Emilio so schwer fiel, führten wir das gleich zweimal durch, nachdem sie unterwegs ein an den Leitungen herumhängendes Faultier fanden und uns zu sich heranwinkten.

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Unterwegs zur Osa Halbinsel hielten wir beim Los Quetzales Nationalpark. Zwar waren die berühmten Vögel nicht da (es war einfach nicht die Saison dazu), doch wir konnten eine kleine Wanderung zu einem hübschen Wasserfall unternehmen. Die zweite Nacht hielten wir im Cloudbridge Forest Reserve, wo die Wanderung noch schöner war und uns viele Vögel begegneten – darunter ein Trogon, ein Vogel aus derselben Familie wie die Quetzales, aber halt ein anderer.

Mögt ihr euch erinnern, dass wir damals in Kanada Joan in ihrem blauen Campingbus kennengelernt hatten? Nun, sie hatte uns ja eingeladen, sie in Costa Rica zu besuchen. Dies taten wir tatsächlich und verbrachten einen fantastischen Abend bei ihr. Sie verwöhnte uns mit leckerem Essen, der Aussicht ihrer Terasse, verschiedenen Tieren in den Bäumen des Gartens, einem Sprung in den Pool, einem grossartigen Gewitter, einer Dusche und spannenden Gesprächen.

Auf der Osa durften wir zu Steffi und Karsten (Dino Adventure) auf ihr neu erworbenes Grundstück zu Besuch kommen – und wir blieben ganze zwei Wochen! Wir hatten die einmalige Gelegenheit, beim Bau eines Brunnens zu helfen. Dafür schlugen wir zunächst eine Schneise in den Dschungel, gruben ein Loch, wo die Quelle war, liessen mithilfe der Winde am Biest einen grossen Betonring (400 kg!) den steilen Abhang hinunter, gruben diesen ein und wiederholten das ganze dreimal. Beim letzten Betonring riss dann das Verlängerungsseil – zum Glück erst, als der Ring schon unten war. Verletzt wurde niemand. Das Gefühl, Steffi und Karsten so beim ersten Projekt ihres neuen Zuhauses geholfen zu haben, ist einfach grossartig!

Aber wir arbeiteten nicht nur. Da Karsten auch so gerne harpuniert, gingen wir häufig gemeinsam ans Meer und zogen viiiiiele Fische heraus, die wir auf verschiedenste Weisen zubereiteten. Wir assen stetes sehr gut, seien es selbst gefangene Fische, verschiedenste Gerichte aus den eigenen Früchten der beiden oder deliziöse Lasagne...

Anni und Bene trafen uns auch wieder bei den Dinos und mit ihnen machten wir einen Ausflug der Küste entlang nach Playa Carate. Wir hatten uns auf einige Offroad-Herausforderungen gefreut, welche wir allerdings nicht fanden. Trotzdem war der Ausflug sehr schön, die Flussdurchfahrten spassig und unser Campingplatz am Fluss mit Aussicht auf den Strand und vielen Raubvögeln durchaus empfehlenswert.

Wieder einmal verflog die Zeit viel schneller als uns lieb war. Die Dinos, Steffi und Karsten, werden hier auf der Osa auf ihrem Grundstück ein kleines Paradies für Overlander aufbauen, was wir allen, die zufälligerweise in der Nähe vorbeikommen, wärmstens empfehlen können!

Ometepe bis Manzanillo

Die Ausreise aus Nicaragua – nachdem wir uns mit kiloweise Nahrungsmitteln eingedeckt hatten, da Costa Rica viel teurer sein würde – war überraschenderweise anstrengender als die Einreise – wobei wir da ja anscheinend Glück hatten. Warum bei der Ausreise die Drohnenaccessoires genauer untersucht wurden und wir völlig willkürlich ausgesuchte Gepäckstücke durch einen Scanner schicken mussten, obwohl es ausschliesslich darum ging, Dinge zu finden, welche man nicht importieren darf, werde ich wohl nie verstehen. Aber da wir Jenny und Martin als Begleitung hatten, verging die Zeit angenehmer. Die Einreise nach Costa Rica dauerte weniger lang und war sehr angenehm. Unweit der Grenze machten wir es uns an einem Strand bequem, wo wir einige Tage lang entspannten, harpunierten, buken und die Gesellschaft von Himmelwerke genossen. Marc konnte seine Drohne abholen und wir freuten uns über die vielen Tiere im Wasser und die Biolumineszenz im Meer.

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Am dritten Tag fuhren Jenny und Martin weiter, dafür kamen Emilio und Patricia, Marcs Eltern, mit einem gemieteten Land Cruiser an. Wir empfingen sie mit Gebäck, Ceviche und Einsiedlerkrebsrennen. Am nächsten Morgen war das Meer leider so voller Nesseltieren, dass wir Antiallergika nehmen mussten. Daraufhin flohen wir der Küste entlang nach Süden. Nicht nur Abends, sondern auch immer wieder tagsüber hielten wir an Stränden und Flüssen und kühlten uns so ein wenig ab. Die Strassen waren abwechslungsweise sehr gut ausgebaut und äusserst abenteuerlich. Es wäre spannend zu wissen, wie bestimmt wird, welche Strassenabschnitte geteert werden...

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Einen besonderen Stopp legten wir in Ostional ein. Gilberth setzt sich vor Ort seit über vierzig Jahren für den Schutz der Meeresschildkröten an diesem einen, speziellen Strand ein. Dabei hatte er sich bei der Regierung, welche dort lieber grosse Hotelkomplexe erstellen wollte, so unbeliebt gemacht, dass sein Haus eines Nachts angezündet worden war. Seither ist sein Engagement – zum Schutz seiner Familie –  weniger öffentlich: Er kontrolliert die Strände, führt Touristen herum und erzählt von seinen Erfahrungen und den Entwicklungen der letzten Jahre. Dank des Einsatzes der gesamten Gemeinde hat sich die Anzahl von erwachsenen Schildkröten, welche zum Eierlegen nach Ostional kommen, innert 30 Jahren verfünfzehnfacht. Dennoch versucht die Regierung die lokale Bevölkerung dazu zu bewegen den Strand aufzugeben, indem sie ihr Einkommen durch Touristen schwächt. Beispielsweise wird der Strand seit wenigen Jahren statt um Mitternacht bereits um 9Uhr geschlossen, sodass die lokalen Hotels und Restaurants weniger Einkommen haben, da Besucher nach der Tour wieder weiterfahren. Gilberth selber muss gut aufpassen, keine Minute nach Schliessung des Strandes da zu sein, da er von mehreren Rangern beobachtet wird, welche ihm seine Touristenführerlizenz abnehmen sollen. Unsere Tour war dennoch magisch – ein nächtlicher Strandspaziergang am Meer, mit Biolumineszenz und einer Einführung ins Lesen von Schildkrötenspuren, gefolgt von einer Beobachtung einer Oliv-Bastardschildkröte beim Eierlegen.

Gemütlich folgten wir der Küste der Nicoya-Halbinsel nach Süden, genossen die öffentlichen Strände, kühlten uns im Meer ab, spielten Spiele und genossen das Beisammensein. Mit der Fähre ging es ans Festland zurück und direkt zur berühmten Krokodilbrücke, wo wir trotz der brütenden Hitze natürlich Fotos machen mussten.
Im Carara Nationalpark wurden wir von Patricia und Emilio zu einer Führung eingeladen – wir mussten ehrlich zu uns sein und eingestehen, dass wir selber bei weitem nicht alle Tiere finden würden. Und tatsächlich – wir kamen aus dem Beobachten und Staunen gar nicht mehr heraus: Dreifingerfaultier, Pfeilgiftfrösche, Greifschwanz-Lanzenotter,  weisse Gespensterfledermaus... und das war alles, bevor wir den zweiten Teil der Tour auf dem Fluss mit allen Wasservögeln machten! Mir graute ein wenig davor, die Tier-Statistikseite zu aktualisieren!

Als wir bei unserem ersten Hochzeitstag beim Monteverde Nebelwaldreservat Kolibris, Quetzale und Frösche bestaunen wollten, bemerkten wir, dass beim Autofahren die Batterien nicht mehr geladen wurden. (Keine Ahnung warum, aber irgendwie scheint unser geliebtes Fahrzeug immer an unseren Jubiläen Probleme zu entwickeln... Eifersucht?). Da die Kühlbox im Moment sehr viel leisten musste, war dies für uns ein grosses Problem. Leider konnten wir die Ursache nicht selber beheben (oder auch nur definitiv bestimmen), sodass wir zurück ins Tal und in eine Werkstatt fahren mussten. Immerhin konnten Patricia und Emilio einen Tag im Nebelwald geniessen, während der Alternator im Biest geflickt und ein defektes Kabel ersetzt wurde.

Wir trafen uns am Arenalsee wieder und besuchten danach den berühmten Catarata del Toro und die Blue Falls. Diese vulkanischen Wasserfälle mit dem absurd blauen Wasser und dem durch Mineralien verfärbten Gestein waren sehr spannend.

Und weil wir schon mal in der Nähe waren, besuchten wir auch noch den aktiven Vulkan Poàs. Eine Woche zuvor hatte dort eine kleine Erupion stattgefunden, doch bei unserem Besuch stieg «nur» grässlich stinkender Rauch auf – wir alle husteten wie Kettenraucher nach einem Marathon!

Bevor wir uns an der Karibikküste in einem Airbnb einnisteten, besuchten wir noch die El Toledo Kaffeefarm. Die Führung war sehr spannend und schonungslos ehrlich. Da der Vater gesundheitliche Probleme entwickelt hatte, verzichtet die Farm auf chemische Mittel im Anbau der Kaffeepflanzen. Dafür nutzen sie viele andere Pflanzen, welche entweder Schädlinge ablenken oder sogar bekämpfen. Die Vielfalt von anderen Pflanzen, von Bananen über Kurkuma bis zu Vanille, welche angebaut aber nicht verkauft werden, war beeindruckend. Ausserdem wurden nicht nur die Kaffeebohnen, sondern auch Fruchtfleisch und Saft verwertet. Zuletzt lernten wir bei der Kaffeedegustation nicht nur viel über die Zubereitung von Kaffee, sondern auch über den Geschmackssinn.

In Manzanillo, am Meer und in einem Naturschutzgebiet, hatten wir ein Airbnb gemietet, wo wir die letzte Woche mit Marcs Eltern verbringen konnten. Es war im Dschungel gelegen, scheinbar völlig allein (aber dennoch mit Putzdienst, Wäscheservice und allgemein grossem Luxus), umgeben von grossen Pflanzen, Brüllaffen, Kolibris und Fröschen. Hier genossen wir die Vielfalt der Natur, machten Ausflüge ins und ans Meer sowie in die Schutzgebiete, um Tiere zu beobachten, nutzen die Internetverbindung und die geschützte Küche und machten wieder einmal eine Pause vom Reisen.

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Antigua Guatemala bis Ometepe

Eigentlich hatten wir aus Guatemala unbedingt wieder einmal richtige Postkarten verschicken wollen. Zu diesem Zweck hatten wir auch bereits welche gekauft und geschrieben. Sie zu versenden gestaltete sich allerdings viel schwerer als vermutet, denn als wir bei der Post vorbeigingen, um Briefmarken zu kaufen, wurde uns erklärt, dass die Post schon seit Jahren nicht mehr funktioniere. Man könne einfach nichts versenden. Bis heute fragen wir uns, wie ein Land so funktionieren kann – in der Schweiz ist die Post doch eine zentrale Dienstleisterin.
Nachdem wir eine letzte Nacht in der Werkstatt bei Axel und Rodrigo verbracht, die Jungs nochmals alles durchgecheckt und wir sogar Insidertipps zu den kommenden Grenzübergängen erhalten hatten, fuhren wir los in Richtung El Salvador. Nur kamen wir leider nicht sehr weit, da bei der langen Bergabfahrt schon auf den ersten paar Kilometern unsere neuen Bremsen schrecklich zu rauchen begannen. Erschrocken meldeten wir es Axel, der uns unverzüglich in die nahegelegene Hauptwerkstatt der Firma seines Vaters schickte, wo wir freundlichst empfangen und die Bremsen geprüft und sicherheitshalber leicht abgeschliffen wurden. Bezahlen durften wir nichts: Wir wurden informiert, dass wir ja zur Familie gehörten und dies eine Selbstverständlichkeit sei.
Bei der Ausreise aus Guatemala lief, abgesehen von einem Stromausfall, fast alles glatt. Die El Salvadorianer waren extrem freundlich und die Aussicht während der Fahrt zum Vulkan Santa Ana war einfach wunderbar (aber natürlich wurden alle Fotos sehr unscharf). Zufälligerweise trafen wir beim windigen Campspot Verena, Michael und ihre Kinder wieder. Wir hatten sie zuletzt am Vanlilfe-Festival in Baja California gesehen und freuten uns natürlich sehr über das Wiedersehen. Gemeinsam wollten wir tags darauf den Vulkan besteigen und die Aussicht auf die umliegenden Vulkane geniessen. Leider ging dies aber nicht, da die Wanderung wegen des starken Windes gesperrt war.
So genossen wir stattdessen einen gemütlichen Morgen zusammen auf dem Campingplatz und fuhren danach ans Meer, wo wir von der Hitze regelrecht erschlagen wurden. Wohl aufgrund des Booms, der El Salvador in den letzten Monaten erfuhr, war es zunächst etwas schwierig, einen Campingplatz zu finden. Aber wie so häufig schien es einen Grund zu geben, denn im Surfer Inn, wo wir uns dann in den Garten stellen konnten, trafen wir weitere alte Bekannte, welche wir zwei Wochen zuvor in Guatemala kennengelernt hatten. Wie klein die Welt doch ist! Wir genossen einen wunderbaren Abend mit Musik, Bier und leckeren Pupusas.

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Tags darauf trafen wir Verena und Michael nochmals, als wir gemeinsam an einem Kratersee übernachteten. Beinahe hätten wir hier erneut unsere Winde benutzen können, da sich jemand im weichen Schlamm festgefahren hatte, jedoch kam uns die Polizei zuvor und riss den Wagen mit einigen zusammengeknoteten Seilen heraus.

Obwohl die Landschaft und die Gesellschaft sehr zum Bleiben einlud, mussten wir früh am Morgen schon wieder weiter, da es im Krater keinen Natelempfang gab und etwas mit unserer Ersatzteilbestellung nicht funktionierte. Was uns besonders frustrierte, war, dass es nur daran lag, dass ein für uns unwichtiges Teil entgegen der Angaben auf der Website doch nicht lieferbar war – und daher hatten sie die ganze Bestellung pausiert. Es brauchte viel Zeit und Auslandtelefonate, um die Freilaufnaben dann doch noch rechtzeitig zu verschicken, damit wir sie in Costa Rica erhalten konnten.
Den letzten Halt in El Salvador machten wir an Punta Mango, einem landschaftlich wunderbaren Surferstrand, wo wir vor der Hitze unter ein Palapa und in eine Hängematte flüchten konnten. Die anderen Camper waren alle sehr freundlich und wir lernten zwei Chilenen kennen, welche wir unbedingt kontaktieren sollten, sobald wir in ihrem Land seien. Eine Surferin schenkte uns sogar ein selbst gemaltes Bild von Biest! Ein wenig gedämpft wurde der Aufenthalt nur von den Streunern, welche uns die Hälfte des frischgebackenen Brotes Ein wenig gedämpft wurde der Aufenthalt nur von den Streunern, welche uns die Hälfte des frischgebackenen Brotes vom Auto wegstahlen und der übermässig lauten Musik, welche der Campinghost morgens um fünf einschaltete (die Boxen waren nicht auf dieses Volumen ausgelegt und der Musikplayer stürzte immer wieder ab, was uns die alten Schlager nicht unbedingt mehr geniessen liess).

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Bei der Ausreise aus El Salvador verlief alles glatt und der Beamte drückte sein Bedauern aus, dass wir schon wieder gingen. Im Gegensatz dazu war das Vorgehen auf der honduranischen Seite viel chaotischer. Der Beamte, welcher die temporäre Importgenehmigung ausfüllte, schien dies noch nie gemacht zu haben, erfragte immer wieder neue Details zum Auto und machte einen halbstündigen Videocall, um sich einige Vorgehensweisen erklären zu lassen. Dass danach noch ein Stromausfall beim Überprüfen der Pässe dazukam, rundete die Erfahrung ab. In Honduras hatten wir ohnehin nicht allzu viel vor: Wir verschickten die Drohnen mit der DHL, da es illegal war, mit Drohnen nach Nicaragua einzureisen, übernachteten bei einem Einkaufszentrum und reisten am nächsten Tag wieder aus.
Wir hatten viele Geschichten über den Grenzübergang nach Nicaragua gehört. Es dauere bis zu sechs Stunden, man werde eingeschüchtert, schikaniert und richtiggehend bedroht. Während wir durchaus auch ab und zu warten mussten, waren alle sehr freundlich und hilfsbereit, sodass wir in unter zwei Stunden aus Honduras aus- und nach Nicaragua eingereist waren. Keine zehn Kilometer von der Grenze fanden wir einen Campingplatz bei einem wunderbaren Canyon, in welchen man hineinschwimmen konnte.

An diesem Abend trafen wir eine Gruppe von Schweizern, welche von Süden her hochgefahren waren. Timon hatte in Südamerika gestartet und fuhr die Panamerica in nördlicher Richtung. Wir hatten sehr spannende Gespräche und er gab mir einige sehr hilfreiche persönliche Tipps, wie ich mein Leben nach der Rückkehr gestalten könnte. Bea und Christian führten in Costa Rica ein 4x4-Camping-Reiseunternehmen und waren auf der Suche nach Erweiterungstouren in Nicaragua. Ihre erwachsenen Kinder waren zu Besuch und wir genossen einen wunderbaren Abend gemeinsam, mit vielen spannenden Themen, Wein und richtiger Läderach-Schokolade!
Selbstverständlich mussten wir tags darauf beim Cerro Negro vorbeischauen -  ein junger, aktiver, aber berechenbarer Vulkan, den man einfach besteigen und danach sogar mit einem Holzbrett hinunterschlitteln kann. Beim Gipfel konnte man am weichen Sand kratzen, worauf sichtbar die Hitze hochflimmerte.

In León legten wir einen kurzen Stopp ein, um frische Früchte einzukaufen, zu Mittag zu essen und das Dach der Kathedrale zu bestaunen. Obwohl es weiss ist und somit weniger Hitze absorbieren sollte, war es sehr heiss!

Um unseren nächsten Schlafplatz zu erreichen, brauchten wir die Eigenheiten unseres Land Cruisers. Der Weg (denn eine Strasse ist es nicht) zum Telica-Vulkan war zunächst einfach ein wenig sandig, doch dann wurde er immer enger, steiler und steiniger. Dies hatte zwei Folgen: Es hatte kaum Menschen und wir hatten Spass. Ausgerüstet mit etwas Essen wanderten wir zum Sonnenuntergang zum Aussichtspunkt für die Lava und blieben dort, bis es dunkel wurde und wir einige Bilder der Lava gemacht hatten.

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Eigentlich hätten wir noch den Masaya, einen weiteren Vulkan, besteigen wollen, doch dieser war gerade zu aktiv, sodass die Gegend um ihn herum gesperrt war. Auch den Halt bei der Laguna de Apoyo liessen wir aus, nachdem uns Reisefreunde berichtet hatten, dass sie aufgrund des vielen Abfalls nicht zu geniessen war. Also fuhren wir zu einem weiteren bekannten iOverlander-Übernachtungsplatz. Auf dem Weg dorthin trafen wir brasilianische Reisende, welche gerade zwei Nächte dort verbracht hatten und trotz der aggressiven Ameisen enorm schwärmten. Sie hatten Recht. Wir konnten direkt am Seeufer parkieren, hatten direkte Sicht auf einen friedlich vor sich hinrauchenden Vulkan und waren umgeben von verschiedensten Vögeln und Pferden. Während wir im Schatten des Autos versuchten, nicht zu schmelzen, kamen einige ziemlich betrunkene Nicaraguaner und badeten im See. Wir winkten einander zu und nach einer Weile kamen wir ins Gespräch. Anfangs war alles sehr freundlich und angenehm, doch dann fragten sie immer wieder, wie viel verschiedene Teile unserer Ausrüstung kosteten, und wollten Geld von uns. Als dann eine der Frauen begann, uns anzuschreien, dass sie uns heute Nacht ausrauben würden, packten wir unsere Sachen ein und fuhren nach Managua.
Bei einem koreanischen Restaurant wurden wir herzlich begrüsst. Die Besitzerin, eine 75jährige Koreanerin, die bereits in 45 Ländern gelebt hatte, reiste selber sehr gerne (sie besass auch drei Wohnmobile) und schickte uns als erstes in ihre Wohnung, wo wir duschen konnten. Dies sei ja beim Reisen immer etwas, was zu kurz komme. Ausserdem nötigte sie uns schon fast, unsere Wäsche bei ihr zu waschen, kochte uns ein umwerfend leckeres Abendessen und liess uns auf ihrem bewachten Parkplatz campieren. Sie erzählte uns von ihrem Leben, ihren Reisen und ihren Erfahrungen und innert der wenigen Stunden, welche wir mit ihr verbringen durften, entstand eine herzliche Freundschaft. Wir hoffen, dass wir sie in wenigen Jahren in Europa nochmals treffen können.

Wir machten uns auf den Weg nach Ometepe, wo wir Jenny und Martin von Himmelwerke, ein deutsches Paar, das schon bald zwei Jahre auf Reisen war und deren Bilder und Videos wir schon eine ganze Weile bewundert hatten, treffen konnten. Unterwegs wurden wir von der Polizei angehalten und mussten eine Busse bezahlen – keiner von uns hatte das Schild mit der verringerten Geschwindigkeit gesehen und viele andere Fahrzeuge donnerten mit überhöhtem Tempo vorbei, aber wir wollten uns nicht mit den Behörden anlegen und bezahlten die spannenderweise immer wieder den Betrag ändernde Busse von 27 Franken.
Ometepe ist eine Insel im Nicaraguasee, welche aus zwei Vulkanen besteht. Die Fähre war zwar chaotisch organisiert, aber irgendwie verlief alles doch recht gut und wir konnten uns beim der Herberge El Peregrino neben Himmelwerke auf die Wiese stellen.

Der erste Abend mit Jenny und Martin verging wie im Flug – wir sassen auf der Veranda des Hostels, redeten und redeten, genossen jedes Lüftchen, das hindurchwehte und liessen uns von den Noseeums auffressen. Tags darauf mieteten wir uns zwei Roller und düsten damit auf der Insel herum, kühlten uns in den Pools von Ojo de Agua etwas ab, schlemmten im Restaurant einer lokalen Schokoladenfabrik und hatten allgemein viel Spass.

Belmopan bis Antigua Guatemala

Uns von Silvan zu verabschieden, fiel uns sehr schwer. Unser grosszügiger Gastgeber versorgte uns nochmals mit Eiern und Wasser und beschenkte uns sogar mit Käsewähe und belizianischer Kaffeeschokolade! Einem weiteren Tipp Silvans folgend fuhren wir in die Mountain Pine Ridge Reserve, wo es einige spannende 4x4-Strecken gibt. Spannend war es auch, da die Routen, welche Next Meridian Expedition vor uns gefahren waren und welchen wir folgen wollten, inzwischen völlig ausgewaschen und unpassierbar waren. Dennoch fanden wir den Weg zu hübschen Wasserfällen, wo teilweise gebadet werden konnte, und einigen Höhlen.

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Die letzte Nacht, bevor wir nach Guatemala einreisten, verbrachten wir nahe der Grenze auf einem hüschen Campingplatz. Abends hatte es riesige Glühwürmchen, welche sogar Schatten warfen, wir wurden von einer kleinen Schlange unter dem Picknicktisch überrascht und am Morgen sahen wir eine interessante Echse. Was für eine tolle Verabschiedung!

Die Einreise nach Guatemala dauerte nicht einmal 90 Minuten, sodass wir noch am gleichen Tag nach Tikal fahren konnten. Da wir nach drei Uhr nachmittags ankamen, konnten wir ein Ticket für den nächsten Tag lösen und trotzdem schon zum Campingplatz fahren, damit wir am nächsten Morgen um halb sieben Uhr den Park noch fast alleine betreten konnten. Da es noch so wenige Leute hatte, sahen wir viele Coatis, Brüll- und Klammeraffen, Tukane und verschiedene Arten von Papageien.

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Von den Pyramiden aus hatten wir eine traumhafte Aussicht auf den Dschungel und auf die Tempel, welche daraus hervorragten. Noch vor der Mittagszeit hatten wir unsere Ziele gesehen und verliessen den Park, als gerade die grossen Massen aus den Bussen den Eingang passierten.

Schnell merkten wir, dass die Strecken in Guatemala mehr Zeit brauchten, als wir angenommen hatten. Einerseits, weil die Strassen steil waren und unser Biest zwar viel Drehmoment, aber eher weniger Pferdestärken hat, andererseits, weil auch hier viele Temposchwellen anzutreffen und diese sowohl steil als auch hoch gebaut waren. Ausserdem fanden wir die bisher spannendste Fähre unserer Reise, welche zwar eine sehr kurze Strecke überbrückte, aber dafür aufgrund der steilen Stufe auf der einen Seite sehr lange zum Be- und Entladen brauchte. So fuhren wir zwar viel, genossen aber die Übernachtungsorte dafür umso intensiver.

Ursprünglich hatten wir einen Umweg über Semuc Champey machen und zwei bis drei Tage am Atitlansee verbringen wollen. Da aber die kürzere Strecke nach Semuc Champey von Strassensperren gespickt war und wir von Gewaltandrohungen und brenzligen Situationen dort gelesen hatten und zusätzlich übers Osterwochenende sehr viele Leute dort zu erwarten waren, liessen wir diese Touristenattraktion aus und fuhren eigentlich sehr zielstrebig in Richtung Atitlan. Leider hatten wir die Rechnung ohne die Karfreitagsprozessionen gemacht. Dass in allen Dörfern die halbe Strasse gesperrt war, damit die Anwohner kunstvolle Teppiche aus Pflanzen, gefärbtem Sägemehl und weiteren Materialien anlegen konnten, führte zwar zu Verzögerungen, wäre aber ganz in Ordnung gewesen, wenn nicht sogar ganze Pässe gesperrt gewesen wären. Daher planten wir erneut um, übernachteten stattdessen in der Nähe von Guatemala Stadt und gingen uns eine solche Prozession anschauen. Die vielen Freiwilligen, die liebevoll gemachten Kostüme und Dekorationen sowie die ruhige, andächtige Stimmung war sehr eindrücklich. Als dann die grossen Statuen vorbeigetragen wurden, konnten wir sehen, wie sehr die Tragenden litten – und so eine Prozession dauerte teilweise über sechs Stunden! Immerhin sahen wir immer wieder Ersthelfer zwischen den Umzugsabteilungen...

Nach einem weiteren langen Fahrtag erreichten wir den Atitlansee. Äusserst malerisch gelegen, mit drei Vulkanen am Ufer und viel Waldfläche in der Umgebung zeigte sich uns trotz der tiefliegenden Wolken schnell, warum dies ein beliebtes Ausflugs- und Touristenziel war. Am Südwestufer des Sees übernachteten wir auf einem sehr... alternativen Campground, der auf dem ehemaligen Gelände einer von einem Vulkanausbruch zerstörten Avocado- und Kaffeefarm lag. Die anderen Reisenden waren sehr freundlich und abends sah es dank der vielen Glühwürmchen so aus, als hätte jemand kleine Partylichter in allen Bäumen und Büschen verteilt.

Für den 117 Kilometer langen Rückweg durch die hügelige Landschaft nach Antigua brauchten wir drei Stunden. Auf dem in der Stadt gelegenen Campingplatz trafen wir zwei andere Reisepaare (Anschnallenabfahrt und PerspektiVan), mit denen wir zwei spannende und lustige Abende verbrachten. Nicht weit ausserhalb der Stadt hatte es eine auf Land Cruiser spezialisierte Garage, wo wir unser Biest für eine Kontrolle der Vorderachsen vorbeibringen wollten. In Belize hatten wir nämlich erneut dasselbe Problem wie schon in Alaska bemerkt und hofften nun, dass die Profis hier in Guatemala das Problem lokalisieren und hoffentlich auch reparieren konnten. Axel, Rodrigo und Juan waren grossartig. Sie zeigten Marc gleich, wie sie die Totalüberholung der Vorderachse durchführten, liessen uns auf dem Gelände übernachten und ein Bad mit warmer Dusche nutzen und luden uns mehrmals zum Essen ein. Wo sonst hätten wir ultra-lokale Tamales, Paches und sogar Mollejas (Geflügelmagen) probiert?

Während die Jungs weitere Abklärungen für allfällig nötige Reparaturen machten, liessen wir fast alles bei ihnen stehen und machten eine geführte, zweitägige Tour auf den Acatenango. Während Marc den Vulkan zu Fuss erklomm, schenkte er mir das Abenteuer hoch zu Ross – ich hätte die Wanderung von 4.8 Kilometern und 1300 Höhenmetern sicherlich nicht geschafft! Aber Marc reichte das nicht – er hängte gleich noch die Zusatztour zum Fuego-Ausblick an. Leider war die Sicht am ersten Tag ab dem späten Nachmittag eher schlecht, da die Wolken sehr tief lagen und ein starker Wind wehte.

Nachts klärte es auf, jedoch war ich dank der fehlenden Linsen beim Gang aufs Gemeinschaftsklo fast blind und Marc nahm natürlich seine Kamera auch nicht mit. Als wir morgens um 4 Uhr für die Gipfelwanderung geweckt wurde, war der Vulkan mit seiner alle paar Minuten sprühenden Lava noch zu sehen. Ich musste aufgrund der Höhe die auch sehr steile und rutschige Gipfelwanderung abbrechen und auch Marc ging stattdessen zu einem anderen Aussichtspunkt – zum Glück, wie wir von den anderen später erfuhren. Vom Gipfel aus sah man nämlich viel weniger als vom Camp aus.

Als wir, ziemlich erschöpft, wieder in Antigua ankamen, kam Juan uns abholen und fuhr uns, mit einem Halt bei einer Eisdiele, zurück zur Werkstatt. Dort wuschen wir uns gefühlt das halbe Körpergewicht an Vulkansand ab, gingen früh ins Bett und schliefen mindestens 12 Stunden! Als wir erfrischt und ausgeruht am nächsten Tag aus dem Auto kletterten, berichtete uns Axel, dass das Hauptproblem nur die Freilaufnaben waren. Diese konnten wir allerdings nicht in einem sinnvollen Zeitrahmen nach Guatemala liefern lassen, sodass die alten (gereinigt und bestmöglich geflickt) wieder montiert wurden und Marcs Eltern Ersatzteile für uns nach Costa Rica bringen würden. Ausserdem lernten wir zwei weitere Reisende kennen, welche seit sechs Jahren die Panamericana von Süden nach Norden fuhren. Ich weiss gar nicht, wie viele Stunden wir zusammensassen und einander Tipps und Tricks für die jeweilige Weiterreise gaben...

Aufgrund von Empfehlungen verschiedener Seiten  hatten wir in Antigua fünf Tage Spanischunterricht gebucht. Während die Spanischlektionen zu Hause gemütlich gewesen war – in einer Klasse mit 8 Schülern kann man sich ja gut verstecken, wenn man etwas nicht weiss – emfpanden wir den Einzelunterricht als extrem intensiv, aber auch umso effektiver. Wir hatten für an den fünf Tagen jeweils vier Stunden Unterricht, in denen wir mit je einem Lehrer an den Themen arbeiteten, welche für uns gerade passten. Nach diesen Lektionen waren wir natürlich völlig fertig, genossen aber die hübsche Stadt umso mehr an den freien Vormittagen.

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Mexiko bis Belmopan

Obwohl der Grenzübergang nach Belize eigentlich ganz einfach verlief, mussten erneut fürs FMM (eine Art Visum) bezahlen, da wir dieses in Tecate beim Grenzbeamten bar bezahlt und keine Quittung dafür erhalten hatten. Einzig bei einer Sache mussten wir die Wahrheit ein wenig biegen: Belize erlaubte Touristen und Reisenden seit Kurzem nicht mehr, Drohnen ins Land zu bringen. Man müsste sie bei der Einrise also abgeben. Da hatten wir grosses Glück, dass wir keine dabei hatten...
Wie bisher immer verbrachten wir die erste Nacht im Land auf einem offiziellen Campground in einem Naturschutzgebiet. Dank des starken Windes hatte es keine lästigen Insekten und auch die Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit liess sich ganz gut ertragen.
Den ersten «richtigen» Halt machten wir im Mayflower Bocawina Nationalpark, wo wir gemeinsam zu den Antelope Falls wanderten, daneben mithilfe der Seile hochkletterten und oben mit wunderbarer Aussicht im kühlen Fluss baden konnten. Die Fische, die hier lebten, kitzelten mich beim abknabbern toter Hautteile so sehr, dass ich nicht still sitzen konnte.

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Auf dem Rückweg, als der Pfad eigentlich schon wieder ganz langweilig und eben war, knickste ich (wieder einmal) mit dem Fuss weg, sodass Marc tags darauf die Wanderung zu den anderen fünf Wasserfällen alleine machen musste. Ich versuchte unterdessen, einen angefahrenen Kletterwaldsänger (süsser, kleiner Vogel) zu retten und sass dann, nachdem er in meinen Händen gestorben war, ganz traurig im Restaurant und wartete auf meinen Göttergatten.

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Unterwegs nach Süden hielten wir ausserdem im Cockscomb Basin Wildlife Sanctuary, wo wir einen hübschen kleinen Trail entlangspazierten und viele hübsche Vögel, flinke Eidechsen und eine sehr grummlige, kleine Schildkröte beobachten konnten. Während wir die Spuren von Wildschweinen, Gürteltieren und Tapiren zwar sehen konnten, wollte sich keines dieser Tiere zeigen.

Da wir einen Tagestauchausflug von Placencia aus reserviert hatten, fuhren wir abends in die Nähe und konnten gleich an einem leeren Grundstück am Strand übernachten, wo Marc einige Unterhaltsarbeiten erledigte und (ganz im Gegensatz zu mir) fleissig spanisch übte.

Die beiden Tauchgänge bei Pompion Caye waren trotz der grossen Gruppe für uns ein Erfolg, da wir die rosa Weichkorallen, zutraulichen Ammenhaie und grossen, grünen Muränen genossen. Schon am nächsten Tag, nach einer eher schrecklichen Nacht voller Sandfliegen, machten wir erneut zwei Tauchgänge, diesmal aber von Hopkins aus im  wunderbaren South Water Caye Marine Reserve. Die Gruppe war viel kleiner und wir hatten grossen Spass mit der sympathischen Crew, den netten Gästen und einem äusserst verwirrten Schiffshalter, der sich immer wieder an uns anheften wollte (was ich so lustig fand, dass ich vor Lachen meine Tauchmaske völlig flutete).

Bei der Rückkehr in den Hafen wurden wir von Silvan angesprochen, der ursprünglich aus der Schweiz kommt und seit 15 Jahren in Belize eine Solarfirma führt. Nach einigen Minuten plaudern lud er uns zu sich aufs Grundstück ein, wo wir Kurzferien vom Reisen machen könnten. Wir versprachen ihm, uns zu melden, sobald wir in seiner Nähe wären.
Den nächsten Halt machten wir beim St. Herman´s Blue Hole Nationalpark, wo wir sehr günstig auf dem Parkplatz campieren durften. Hier sahen wir einen süssen Fuchs, Papageien, und erstmals Arassaris sahen. Wir spazierten frühmorgens, bevor andere Gäste auftauchen konnten, zur Höhle, wo wir ungefähr 200 Meter alleine unter und neben den glitzernden Wänden umhergehen durften, und gingen dann dank der vielen Mücken im Eiltempo zur Cenote, welche wir bald wieder verliessen, da es so viele Touristen hatte.

Die Hauptstadt Belizes, Belmopan, wirkte auf uns eher wie ein Dorf, beinhaltete aber auffällig viele staatliche Betriebe wie Universität und Schulen, Krankenhäuser, Administrationsgebäude und so weiter. Und gleich daneben, zwischen der Stadt und dem Fluss, fanden wir den Guanacaste Nationalpark. Auf diesem Parkplatz durften wir sogar gänzlich gratis übernachten. Abends sahen wir vom Auto aus schon ein Paka, eine Familie Brüllaffen und viele bunte Vögel. Trotz eines nächtlichen Spaziergangs fanden wir keine Krokodile (diese seien abseits der Küste in Belize sehr scheu), dafür einen kleinen Baum mit an die 150 weissen Kuhreihern, welche darin übernachteten.
Frühmorgens (aber natürlich nach dem ersten Kaffee) liefen wir dann die ganzen 2.6km Wanderwege ab und erspähten dabei Tucane, Affen und eine Korallenschlange!

Nach einer ungeplant lange dauernden Backsession (die Benzinkocher schienen langsam mit dem «Premium»-91-Oktan-Benzin zu kämpfen) nahmen wir Silvans grosszügiges Angebot an und fuhren zu seinem Grundstück. Er nahm sich die Zeit, uns alle Bereiche seiner Solarfirma zu zeigen und zu erklären und stellte uns das anwesende Personal vor. Das «kleine» Gästehaus hatte er schon für uns vorbereitet und wir fühlten uns auf der ganzen Linie von ihm verwöhnt – ein wunderschönes Bad mit unlimitiert Wasser (heiss und kalt, mit gutem Druck), eine voll ausgestattete Küche mit grossem Kühlschrank, eine moskitofreie Veranda und ein weiches, grosses Bett. Gelegen war dieses Luxushaus in sorgfältig begärtnetem Urwald, umgeben von verschiedenen, farbigen Pflanzen, Vögeln und Affen, am Fluss. Und wir durften hier nicht nur unsere Wäsche zum säubern abgeben und konnten die Kühltruhe abtauen, sondern wurden zweimal zum Abendessen eingeladen, erhielten tolle Reisetipps und durften unsere Vorräte mit eigenem Brunnenwasser und frischen Hühnereiern aufstocken!

Auf Silvans Tipp hin besuchten wir eine Führung durch die Actun Tunichil Muknal (häufiger ATM-Höhle genannt). Da Touristen leider bereits vor über zehn Jahren zu häufig ihre Kameras fallen liessen und dabei unersetzliche Dinge in den Höhlen zerstörten, sind keine Kameras mehr erlaubt. Zum Glück dürfen wir die Fotos unseres Guides verwenden! In einer kleinen Gruppen, ausgerüstet mit Helm, Stirnlampe und Schwimmweste ging die Wanderung zunächst durch den Urwald (inklusive drei Flussdurch-querungen), bevor wir die Höhlen erreichten. Um überhaupt hineinzugelangen mussten wir durch das erfrischende, aus der Höhle austretende Wasser schwimmen, bevor die Tour in der Finsternis lange dem Fluss folgte. Dabei durften wir durch enge, aber hohe Gänge schwimmen, uns zwischen Felsen hindurchquetschen und spannende Kletteraktionen durchführen. Die Grösse der Kammern und die vielseitigen Farben und Formen der Gesteine waren an sich bereits äusserst spannend.

Ausserdem befinden sich in den Höhlen noch unzählige Gefässe, welche (gefüllt mit Getränken, Speisen und Drogen) während einer lange anhaltenden Dürre den Göttern geopfert worden waren. All diese Artifakte sind noch (wenn sie nicht durch Sturzfluten ein wenig weitergespült wurden) an dem Ort, wo sie gefunden wurden. Die Regierung von Belize beschloss nämlich in einer Sondersitzung, nachdem die archäologischen Funde entdeckt wurden, dass nichts verändert oder entfernt werden dürfe, da dies einer Schändung des Maya-Heiligtums gleichkäme.

Aber nicht nur Stalaktiten und Töpfergefässe zogen uns in ihren Bann. Denn trotz der Opfer, welche die Mayas ihren Göttern immer tiefer in der Höhle brachten, hielt die Dürre an. Die Einwohner der grossen Stadt, welche ausserhalb des Höhleneingangs lag, litten immer mehr. Daher begannen sie zunächst, den Opfergaben ihr eigenes Blut beizumischen. Da auch dies den Fluss aus dem Höhlensystem nicht wieder fliessen liess und die Verzweiflung stieg, versuchten sie ihre Götter mit Menschenopfern zu besänftigen. Man weiss bis heute nicht, wie viele menschliche Überreste in Actun Tunichil Muknal liegen, da man ja keine Ausgrabungen machen darf. Aus verschiedenen Zufällen werden aber alle paar Jahre wieder neue Knochen und Schädel entdeckt, von drei Tage alten Kindern bis zu alten Individuen – bisher alle männlich und die meisten erschlagen. Einige der Schädel wiesen Deformationen auf, welche die Mayas damals als ästhetisch ansahen und Kindern der Oberschicht nach der Geburt zugefügt wurden. Das berühmteste Skelett der Höhle, welches aus einem eigentlich schon lange korrigierten Irrtum heraus «Crystal Maiden» genannt wird, ist fast vollständig intakt und von einer glitzernden Kalziumkarbonatschicht überzogen und weist völlig andere Verletzungen auf als alle anderen. Man geht davon aus, dass dieser 17jährige das letzte Menschenopfer war, welches in Actun Tunichil Muknal den Göttern erbracht wurden, bevor die Stadt verlassen wurde.

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